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Sei du die Veränderung, die du dir für die Welt wünscht!

Individualdistanz

Jedes Lebewesen besitzt seine persönliche Individualdistanz. Dieser angeborene Schutzmechanismus soll mit dafür sorgen, dass Gefahren und daraus entstehende Verletzungen minimiert werden und dass sich Krankheiten schwieriger übertragen. 

Wir Menschen kennen das doch: Wie nah ist es dir persönlich denn recht, dass sich fremde Menschen dir nähern?

Pferde in ihrer natürlichen Umgebung halten Abstand, wenn sie sich fremden Pferden nähern. Je vertrauter und sympathischer sie sich sind, desto eher lassen sie Nähe zu. Dieses Raumverhalten unterscheidet sich nach Rassen und sozialen Bedingungen. Aber auch die Rückzugs- und Fluchtgegebenheiten der jeweiligen Situation entscheiden über die Annäherung. 

In der Natur gibt es keine Zäune und der Platz, der eventuell zum Ausweichen benötigt wird, ist quasi uneingeschränkt. In Freiheit können Pferde miteinander in direkter und individueller Nähe den Tag verbringen, in dem sie sich fressend gemeinsam in einer Richtung fortbewegen. Die individuelle Distanz kann eingehalten werden. In Gefangenschaft kommt es hingegen leicht zu Komplikationen. Wenn sich das Nahrungsangebot um einen Heuballen versammelt, kann die erforderliche Distanz oft nicht eingehalten werden. Selbst in Aktivställen kann es zu Engpässen und Stress kommen. In Boxenhaltung werden Pferde nebeneinander gestellt, umgestellt, ausgetauscht - wie es die von Menschen gemachte Situation erfordert. Dabei müssen wir uns klarmachen, dass unser Pferd sich in seiner natürlichen Verhaltensweise niemals ständig so nahe zu einem anderen Pferd stellen würde, wie es der Boxenabstand vorgibt. Die Individualdistanz würde geachtet werden.

Insbesondere in unserer heutigen Pferdehaltung ist es wichtig, uns das zu vergegenwärtigen und wo möglich zu berücksichtigen. Die Rechnung pro Pferd mit mindestens 1 ha Bewegungsgrundfläche zu kalkulieren, dient einer artgerechten Haltung. 

Soll ein Pferd in eine neue Herde integriert werden, muss das mit Platz und Zeit erfolgen. Nur wenn es langsam geht und Ausweichmöglichkeiten vorhanden sind, kann es stressfrei gelingen. Verletzungsgefahren mit dieser Ursache lassen sich somit vermeiden.

 Eine Pferdeherde besitzt eine Individualdistanz zu anderen Herden. Je nach Bekanntheitsgrad und Freundschaft unterscheidet sich hier der Abstand. Das ist eine wichtige Information, wenn es darum geht, Pferde zu integrieren. Sollen dann einzelne Herden, dazu gehört auch eine 2-er Konstellation, die sich schon über einen Zeitraum zu einer Herde gebildet haben, miteinander verbunden werden, sind Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, um die Pferde nicht mit unseren Begrenzungen (Zäune) in Verletzungsgefahr zu bringen.


1. Eine Integration bzw. die Zusammenführung von Pferden in Gefangenschaft bedarf Zeit. Gut ist es, wenn sich die Pferde "über den Zaun" kennen lernen könnten. Dabei ist es wichtig, dass entweder der Zaun stabil ist, oder bei einer Einzäunung mit Elektroband zwei Zäune im Abstand von ca. 1m das Risiko schmälern, dass der Zaun bei heftigen Interaktionen reißt und zu einer Verletzungsgefahr wird.

2. Eine Pferdezusammenführung benötigt Platz! Je mehr, umso besser. In der Natur nähern sich Pferde an eine neue, unbekannte Herde langsam an. Meistens sind es erst die Herdenhengste, die sich kennen lernen. Bei festen Familienherden kann es sein, dass sie mit mehreren Pferden zwar in einem gemeinsamen "Herdenverbund" leben, als einzelne Herden in ihrer Form bestehen bleiben. Das passiert meist bei gemischtgeschlechtlichen Gruppen. Hier ist der Individualabstand der Herden enger, je besser sie sich kennen.

3. Wenn Pferde zu nah eingepfercht sind, können sie ihren Individualabstand nicht mehr halten. Das führt dann zu Konflikten: IN DER NATUR GIBT ES KEINE ZÄUNE! Pferde verstehen nicht, dass wenn Pferd X dann das Pferd Y wegschickt, da es der Herde oder dem einzelnen Pferd zu nah gekommen ist, Y nicht ausweichen kann. Oft geschieht es in einer Ecke: Pferd X schickt Y massiver weg, das reagiert nicht, die Pferde kennen sich noch nicht gut und es kommt zu Trittverletzungen und/oder Verletzungen am Zaun. Das Platzangebot muss ausreichend sein oder die Gruppen müssen separiert werden.

4. Stress macht krank. Pferde erleiden Stress, sogar Dauerstress::

* Wenn sie dauerhaft neben anderen Pferden "stehen" oder leben müssen, die nicht zusammen passen oder einfach die Individualdistanz überhaupt nicht eingehalten werden kann. Gut zu beobachten in Panelboxen einen hohen Stresslevel, wenn die Pferde sich


Gibt es genügend Raum zum agieren und ausweichen, wird die Verletzungsgefahr entscheidend reduziert.